Am 17. Juni 2020 hat die Bundesregierung ihre langfristige Renovierungsstrategie (Long Term Renovation Strategy – LTRS) veröffentlicht. Sie soll die Gesamtenergieeffizienz im Gebäudebereich merklich erhöhen, indem Anreize zur energetischen Sanierung geschaffen werden. Eine solche Strategie hat die EU von ihren Mitgliedstaaten als Grundlage der im Green Deal angekündigten Renovierungswelle erbeten. Durch fachgerechtes Sanieren und moderne Gebäudetechnik können in diesem Bereich teilweise bis zu 80 Prozent des Energiebedarfs eingespart werden.

Mit der LTRS soll jeder Mitgliedstaat einen Fahrplan mit Maßnahmen und innerstaatlich festgelegten messbaren Fortschrittsindikatoren zur Erreichung der langfristigen Klimaziele erstellen und Maßnahmen zur energetischen Sanierung des nationalen Gebäudebestandes aufzeigen.

Deutschland wählt als ersten Indikator die „Gesamtenergieeffizienz“ gemäß den EU-Richtlinien über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden und dem nationalen Energieeinsparrecht (EnEV). Der zugehörige indikative Meilenstein für das Jahr 2030 beträgt 2.000 PJ. Dies entspricht einer Reduzierung des Verbrauchs nicht erneuerbarer Energie um rund 55 Prozent gegenüber 2008. Der indikative Meilenstein 2030 für die Gesamtenergieeffizienz ist zielkonform zu den nationalen Beschlüssen zur Klima- und Energiepolitik, wonach der Gebäudesektor in 2030 noch 70 Mio. t CO₂ emittieren darf.

Nach einem Überblick über den nationalen Gebäudebestand beschreibt die LTRS nationale Maßnahmen, die folgenden Mix aus Fördern, Fordern und Informieren beinhalten:

Ausweitung der Fördermittel: Rund 3,6 Milliarden Euro jährlich stehen 2020 bis 2023 zur Finanzierung des CO₂-Gebäudesanierungsprogramms zur Verfügung. Für die Förderung wurde der Energie- und Klimafonds eingerichtet. Im Rahmen des CO₂-Gebäudesanierungsprogramms hat der Bund die KfW-Förderprogramme zum energieeffizienten Bauen und Sanieren aufgelegt.

Energetischer Zuschuss für Heizungsanlagen: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unterstützt die Sanierung von Heizungsanlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien mit dem Programm „Förderung von Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmemarkt“ finanziell. Mit dem Förderprogramm Nr. 167 stellt die KfW eine ergänzende Kreditfinanzierung zur BAFA-Förderung bereit. Wichtig für eine Förderung ist, dass die Heizungsanlage im Wohngebäude vor dem 1.1.2009 installiert wurde. Die KfW-Förderung gilt für:

Prämie für Austausch von Ölheizungen: Um die Austauschrate von Ölheizungen zu erhöhen, gibt es eine Austauschprämie mit einem Förderanteil von bis zu 45 Prozent. Ab 2026 soll in Gebäuden, in denen eine klimafreundlichere Wärmeerzeugung möglich ist, der Einbau von Ölheizungen nicht mehr erlaubt sein.

Verstärkung der Förderung für Kommunen: Mit den KfW-Programmen zur CO₂-Gebäudesanierung wird die energetische Sanierung von Gebäuden auch für finanzschwache Kommunen erheblich erleichtert. In den gut 300.000 Gebäuden der kommunalen und sozialen Infrastruktur liegen große Potenziale für Energieeinsparung und Klimaschutz. Da häufig gerade Rathäuser, Museen oder Schulen unter Denkmalschutz stehen oder als besonders erhaltenswerte Bausubstanz gelten, wird den Erfordernissen schützenswerter Gebäude mit dem neuen Förderbaustein „KfW-Effizienzhaus Denkmal“ künftig verstärkt Rechnung getragen. Erstmals werden auch Maßnahmen an Gebäuden kommunaler Unternehmen (z.B. Betreiber von Schwimmbädern oder Veranstaltungseinrichtungen) mit dem KfW-Programm „Energieeffizient Sanieren – Kommunale Unternehmen“ gefördert.

Verringerung der Energiearmut: Die Bundesregierung zielt darauf ab, die Bezahlbarkeit von Energie für alle Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen. Einen wichtigen Beitrag dazu kann Energieeinsparung leisten. Die Energieberatungen der Verbraucherzentralen für Privatpersonen werden durch das BMWi mit einer Zuwendung an die Verbraucherzentralen ermöglicht und sind deshalb kostenlos bzw. zu einem kleinen Beitrag erhältlich. Zudem dürfen Vermieter- wie bei anderen Sanierungen auch - nach geltendem Recht jährlich maximal elf Prozent der Kosten für die Modernisierungen auf die Miete umlegen, wobei der Erhaltungsaufwand allein vom Vermieter zu tragen ist.