Der Strompreis hat sich seit 2000 trotz Liberalisierung der Märkte mehr als verdoppelt und liegt im EU-Vergleich mit an der Spitze. Größter Kostenfaktor mit 25 Prozent ist inzwischen der Anstieg des Netzentgeltanteils, der noch höher ausfällt als der Anteil der Umlage für erneuerbare Energien. Einer der Hauptursachen hierfür liegt im Um- und Ausbau der Stromnetze, der den Druck auf die Netzentgelte und damit auch auf den Grundpreis erhöht.

Verteilungsstruktur der Netzentgelte geändert

Der Grund: Die Verteilnetzbetreiber schichten die Verteilung der Netzentgelte um. Das Netzentgelt als Teil des Strompreises ist eine Gebühr, die die privaten Haushalte für die Durchleitung und Nutzung von Strom durch das Versorgungsnetz an ihren Energieversorger zahlen. Dieses Entgelt setzt sich für private Haushalte aus einem monatlichen Grundpreis und einem Arbeitspreis zusammen. Während der Grundpreis fix ist, wird der Arbeitspreis pro verbrauchter kWh berechnet. Damit werden dramatische Umverteilungseffekte in Gang gesetzt, die vor allem Geringverbraucher und private Verbraucher benachteiligen. Der vzbv macht daher in einem Positionspapier Vorschläge, wie der Grundpreisanstieg für private Verbraucher gestoppt und das Netzentgelt gesenkt werden kann.

vzbv: Gerechtere Kostenverteilung notwendig

Dabei fordert der vzbv insbesondere eine gerechtere Kostenverteilung. Dem Verband zufolge profitiert die Industrie von Vergünstigungen, während die Privatverbraucher dafür aufkommen müssten. Weitere Preissteigerungen drohten mit dem Um- und Ausbau der Stromnetze, der den Druck auf die Netzentgelte erhöht. Dem vzbv zufolge müssen Bundesregierung und Aufsichtsbehörden daher eine Kostenminimierung durchsetzen. Die Forderungen im Einzelnen:

• Stopp der Steigerung des Grundpreisanstiegs: Der Grundpreisanstieg am Netzentgelt zu Lasten von Verbrauchern soll insgesamt, aber  insbesondere bei Haushalten mit geringem Einkommen gestoppt und umkehrt werden. Dies widerspreche dem Verursacherprinzip. Zudem wäre es sozial ungerecht, dass die Verteilnetzbetreiber den durchschnittlichen Grundpreis zwischen 2013 und 2018 um 63 Prozent angehoben haben, so der Verband.
• Stromsparen soll sich lohnen: Die Verbraucherschützer fordern zudem, dass das Stromsparen für Privathaushalte durch den  Grundpreisanstieg am Netzentgelt nicht unattraktiv werden darf. Ein hoher Fixkostenanteil sei kontraproduktiv für einen sparsamen Stromverbrauch und unterlaufe auch den Klimaschutz.
• Regulatorische Begrenzung des Grundpreisanstiegs: Als Konsequenz hieraus fordert der Verband die Bundesregierung dazu auf, einer weiteren Erhöhung des Grundpreisanteils zu Lasten der privaten Verbraucher konsequent entgegenzuwirken und die Erhöhung zurückzuführen. Danach braucht es eine eindeutige Definition des „angemessenen Verhältnisses“ von Grundpreis und Arbeitspreis in § 17 Abs. 6 StromNEV.
• Entgelte für Messdienste als Grenze: Der starke Anstieg der Grundpreise am Netzentgelt bei annähernd gleichem Arbeitspreis führe diese Regelung in der StromNEV ad absurdum. Vielmehr solle der Grundpreis am Stromnetzentgelt maximal die Entgelte für Messkosten abdecken dürfen.

Im Wortlaut: § 17 Absatz 6 StromNEV

(6) Für Entnahmestellen im Niederspannungsnetz mit einer jährlichen Entnahme von bis zu 100 000 Kilowattstunden ist bei Zählerstandsgangmessung oder einer anderen Form der Arbeitsmessung anstelle des Leistungs- und Arbeitspreises ein Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde festzulegen. Soweit zusätzlich ein monatlicher Grundpreis in Euro pro Monat festgelegt wird, haben Grundpreis und Arbeitspreis in einem angemessenen Verhältnis zueinander zu stehen. Das sich aus Grundpreis und Arbeitspreis ergebende Entgelt hat in einem angemessenen Verhältnis zu jenem Entgelt zu stehen, das bei einer leistungsgemessenen Entnahme im Niederspannungsnetz auf der Grundlage der Arbeits- und Leistungswerte nach dem Standardlastprofil des Netznutzers entstehen würde. (...)

Quelle: PM des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) vom 06.07.2018 zum Grundpreisanstieg am Netzentgelt – Positionspapier des vzbv

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